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Zinngießen in Silikonkautschuk-Formen

Das Material Silicotin HB
Silikonkautschuk in hitzebeständiger Ausführung verträgt kurzzeitig Temperaturen bis 400 °C, d.h., für die Dauer eines Abgusses. Der Kautschuk ist elastisch, jedoch keinesfalls vergleichbar mit Gummi. Bei mechanischer Überlastung (Überdehnung) bricht er durch. Wenn erstarrte Gießteile unvorsichtig aus der Gießform  herausgelöst werden, können Teile der Form ausbrechen.

Das Gießmetall
Die besten Ergebnisse erzielen Sie mit Reinzinn, ein lebensmittelechtes Gießmetall mit mindestens 92% Zinn. Weitere  Bestandteile der Legierung dienen höherer Härte und besserer Fließfähigkeit. Bei kritischen Gießteilen, z.B. solchen mit filigranen Stegen, kann die Fließfähigkeit durch Zugabe von »Fließmetall« (meist eine Wismut-Legierung) noch weiter verbessert werden. Zugabe zur  Metallschmelze max. 3%.
Selbst gemischte Legierungen aus Wuchtblei, Flaschenkappen  usw. sind mit Vorsicht anzuwenden. Es kann zum Fließverhalten, zur Lunkerbildung, zum Schmelzpunkt oder gar zur Gifthaltigkeit kaum  etwas vorhergesagt werden.

Die Vorbehandlung der Gießform
Die Gießform vor jedem Abguss mit speziellem Formpuder  auspudern. Die Wirkung und die Wichtigkeit des Puderns werden oft unterschätzt! So dünn die Schicht auch ist, sie isoliert das  heiße Metall und hält es länger flüssig, weshalb die Form besser aus fließt. Weiterhin wirkt der Puder als Gleitmittel, schont also  die Form beim Heraus nehmen des erstarrten Gusses.
Der Puder wird mit einem weichen Pinsel in die Formmulde  gebracht. Überschüssigen Puder herausklopfen, dazu die Formhälften mit der offenen Seite auf eine Unterlage schlagen. Bitte  darauf achten, dass überschüssiger Formpuder keine eventuell  vorhandenen Luftkanäle verstopft!
Nach dem Zusammenfügen der Formteile, die letzteren mit Gummibändern zusammenspannen. Es können auch zwei Brettchen Verwendung finden, zwischen die man die Form spannt. Dies ist insbesondere bei größeren Formen sinnvoll. Anstatt Gummibändern können auch Federklammern oder Schraubzwingen  verwendet werden.

Achtung: Die Kraft zum Zusammenhalten der Form darf nicht  zu groß sein, die elastischen Teile dürfen keinesfalls deformiert werden. Bei Gießteilen mit Durchbrüchen und dünnen Verästelungen, den Spanndruck so gering zu halten, dass sich an manchen  Stellen an der Trennfläche evtl. sogar eine Metallhaut bildet  (diese »Haut« ist ja leicht wieder zu entfernen). Eingeschlossene Luftpolster, die Fehlstellen im Gießteil verursachen, können u.U.  nur  auf diese Weise vermieden werden.

Das Erhitzen des Gießmetalls
Am komfortabelsten ist ein elektrischer Gießtiegel. Dieser ist  normalerweise so eingestellt, dass er das  Material auf der idealen Gießtemperatur hält (350–380 °C).
Es gibt aber auch taugliche Schmelztiegel, die man auf einer  Gasflamme oder gar auf Trockenbrennstoff (»Esbit«)  erwärmen kann.
Reinzinn bildet auf der Oberfläche eine gelbliche Haut, Zierzinn  eine blaue, wenn die richtige Temperatur erreicht ist.
Man kann auch ein Hölzchen in die Schmelze stecken;  wenn dieses sofort zu rauchen beginnt und verkohlt, ist die Gießtemperatur erreicht. Die Oxidhaut, die sich auf der Oberfläche der Schmelze bildet, kann zusammenklumpen und stört dann den Guss erheblich. Diese Schicht muss vor jedem Guss abgeschöpft werden, z.B. mit einem Holzstab.

Achtung: Beim Metallschmelzen müssen Sie stets an Ihre eigene Sicherheit und an die Feuerschutzvorschriften denken! Vorsicht, wenn Kinder in der Nähe sind!

Das Gießen
Die Gießform kippsicher aufstellen, mit geöffnetem Gusstrichter nach oben. Hier dann die Metallschmelze in zügigem Guss einfüllen, ohne Absetzen und nicht »plätschernd«.

Es ist auch wichtig, die Schmelze schnell von der Heizstelle zur Gießform zu führen, da das Metall u.U. sehr schnell abkühlt und die ideale Gießtemperatur sonst unterschritten wird. Den Guss erst absetzen, wenn der Gusstrichter bis an die Oberkante der Form eben gefüllt ist, denn der hierdurch entstehende  statische Druck hilft, dass die Form besser ausfließt.
Bei manchen Mehrfachformen (z.B. Trinkbecher), das eventuell  überschüssige, noch flüssige Metall mit einem Holzstab vom »Deckel« der Form streichen. Wenn sich über dem Anguss oder den Steigern ein »Pilz« bildet, kann der erhärtete Guss nicht mehr entformt werden.

Das Entformen
Die Form bitte nicht sofort nachdem das Metall im Gusstrichter  fest geworden ist öffnen, sondern erst nach ca. 3 Minuten.

Vorsicht: Verwenden Sie eine Zange und fassen Sie das Teil am Gusstrichter. Den Gießling bitte vorsichtig herauslösen. Manchmal muss das Gießteil auch etwas herausgedreht werden, wenn die Form leichte Hinterschneidungen hat. Lassen Sie die Kautschukform ein paar Minuten auskühlen, bevor Sie sie neu  pudern und wieder befüllen. Nach ungefähr 3 Abgüssen bei großen Formen und ca. 5 Abgüssen bei kleinen Formen sollte man eine  größere Pause einlegen und die Kautschukteile länger auskühlen  lassen, denn der Kautschuk kann insgesamt nur eine gewisse  Menge an Wärmeenergie aufnehmen.

Richtig behandelt (auskühlen lassen, vor jedem Guss pudern,  Gießteil vorsichtig entformen), hält eine Gießform rund 100 Abgüsse  aus. Formen kleiner Gießteile halten sogar noch länger.

Das Nacharbeiten der Gießteile
Angüsse wie Gusstrichter und evtl. vorhandene Entlüftungskanäle und »Steiger« abkneifen oder besser mit einer kleinen  Metallsäge entfernen.
Die Angussstellen mit einer Schlüsselfeile mit nicht zu feinem  Hieb glätten. Die »Naht«, also die Trennlinie entlang der  Formhälften, kann auch mit einem alten Messer glattgeschabt  werden. Für das letzte Finish feine Stahlwolle verwenden.

Zinnfiguren Bemalen
Die fertigen Zinnfiguren werden vor dem Bemalen mit feiner  Stahlwolle oder einem lösungsmittelhaltigen Reiniger abgerieben,  damit beim Bemalen keine Hautfette oder andere Verunreinigungen, die sich bei der Figurenherstellung darauf gebildet  haben, vorhanden sind.
Die Figuren werden zum Bemalen in kleine Halterungen z.B.  Schraubstock Best.-Nr. 4510033 eingespannt und zuerst mit Zinnfiguren-Haftgrund grundiert.
Die dünnflüssige Grundierung legt sich auf die Figuren wie ein hauchzarter Film, verbindet sich ausgezeichnet mit dem Zinnuntergrund und dient gleichzeitig als Basis für das Bemalen der Figuren mit Zinnfiguren-Malfarbe.

Zinnfiguren-Malfarbe besitzt nach dem Trocknen eine gewisse  Elastizität, so dass die damit bemalten Figuren auch im Nachhinein, z.B. bei einer Reparatur etc., leicht wieder zurechtgebogen werden können, ohne dass dabei die Farbbeschichtung von der  Figur abgesprengt wird.
Die Farben können beliebig untereinander gemischt werden, so dass neben der schon recht großen Auswahl auch noch spezielle Zwischenfarbtöne gemischt werden können.

Hinweis zu Schachfiguren
Hier sollte man ja die »Schwarzen« und die »Weißen« unterscheiden können. Ein Überstreichen mit Metallic-Farben ist nicht  zu empfehlen, weil damit die edle Metalloberfläche vollkommen abgedeckt wird und die Figuren eventuell kitschig wirken. Man kann stattdessen:

  • Die Patina auf der einen Hälfte des Satzes intensiver entfernen.
  • Patinierungen verwenden, die auf physikalischem Weg reines, metallisches Kupfer abscheiden.
  • Gelb eingefärbte Lacke verwenden, die den Metalleffekt nicht trüben oder gar überdecken, sondern nur einen gelben Schleier hinterlassen, so dass die Figuren »altgoldfarbig« wirken.

Solche Transparentlacke müssen in der Regel ziemlich »satt« aufgetragen werden.

Fehler-Checkliste

  • Form nicht gepudert
  • Form nicht gut zusammengefügt
  • Form zu kalt
  • Form zu heiß
  • Formteile zu fest zusammengepresst
  • Metallschmelze zu kalt
  • Gießmaterial zu langsam gegossen
  • Beim Gießen »geplätschert«
  • Schlacke nicht von der Schmelze entfernt
  • Ungeeignetes Gießmaterial eingesetzt
  • Patinierflüssigkeit zu lange einwirken lassen

Fachtipps als Blätterkatalog anschauen.